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Es ist Montag, der 15.08.2022, 03:30 Uhr. Leise schlich ich mich ans Bett meiner Mutter und gab ihr einen Kuss zum Abschied. Eigentlich wie immer. 4 Tage hatte ich am Ende meines Urlaubes noch einmal bei Ihr zugebracht und am Vorabend ein Konzert des Bayerischen Rundfunks besucht. Nach einem über 14-tägigen Urlaub reiste ich Dank des 9-Euro-Tickets in ganz Deutschland umher, um Freunde zu treffen und neue Gegenden zu erleben. So viel Reisekilometer hatte ich in meinen bisherigen Leben noch nie für einen Urlaub aufgebracht.

Und um ein kleines bisschen abzuschweifen, es war nicht allein der günstige Preis, der das Angebot der Bahnreisen so faszinierend machte, sondern die damit verbundene unendliche Flexibilität, die so wohl nur Autofahrer kennen können. Doch zurück zum Thema. Trotz einer verhältnismäßig hohen Zahl an Coronainfektionen und vieler Menschen, die ich in dieser Zeit auch in den gut gefüllten Bahn traf, blieb ich gesund und fühlte mich megawohl.

Als ich dann am Montagabend zu Hause war, testete ich mich wie immer, wenn ich unterwegs war. Das Ergebnis war wenig überraschend – negativ. Auch am Morgen danach führte ich einen Test durch. Sicher ist sicher, dachte ich. Bis zu einem gewissen Grad freute ich mich nach dieser langen und erfolgreichen Zeit auf meinen Arbeitsplatz. Und so startete ich frisch motiviert zum ersten Arbeitstag nach meinem Urlaub. Am späten Nachmittag kamen auf einmal Kopfschmerzen auf und die Stimme wurde rauer. Ich schob das zunächst auf die Belastung für den ersten Tag.

Als ich zu Hause war, aß ich zum Abendbrot. Danach bereitete ich mich für eine Smule Gesangssession vor. Es stand ein Geburtstagslied meiner Gruppe an. Strom an, Licht an, Handy angeschlossen und dann in meine Gesangskleidung geschlüpft. Danach wollte ich den geplanten Song über Spotify üben. Plötzlich war die Stimme weg. Ich trank einen Schluck und bemerkte dabei die größer werdenden Kopfschmerzen.

Das kam mir alles merkwürdig vor. Und so griff ich zum Corona Schnelltest. Nach 15 Minuten war der Schreck groß. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie gab es zwei Striche. Schnell machte ich einen zweiten Test. Auch dieser war positiv. Es hatte mich also ganz zum Schluss meines Urlaubes doch erwischt. Ich brach sofort das geplante Singen ab und informierte alle Personen, mit denen ich zuletzt persönlichen Kontakt hatte.

Bei den einen herrschte Gelassenheit, bei den anderen Sorge und es gab ein paar Ratschläge. Ich informierte noch meine Arbeitsstelle und dann legte ich mich ins Bett. Eine halbe Stunde später holte ich mir dann das Fieberthermometer aus dem Bad. 37,5. zeigte es an. Mehr oder weniger war noch alles im Rahmen der Erwartungen. Alle 15 Minuten führte ich eine Messung durch. Und mit jeder viertel Stunde kletterte der Wert um ein, zwei Grade nach dem Komma.

Schlafen konnte ich nun gar nicht mehr. Leider hatte ich auch keine Schmerztabletten gegen die Kopfschmerzen im Haus. In einem meiner Blogbeiträge erwähnte ich, dass ich am Anfang der Pandemie große Angst hatte, weil ich seit meiner Kindheit an Asthma litt. Meine Hausärztin sagte mir dann ein Jahr später, dass ich deswegen nicht besorgt sein muss. Das hatte ich immer im Hinterkopf, als die Bilder von Menschen kamen, die wegen einer Coronaerkrankung keine Luft bekamen. Wer einmal im Leben diese Krankheit erlebt hat, der wünscht sich diesen Zustand nicht.

Im Allgemeinen traute ich jedoch der aktuellen Entwicklung, dass gerade, wenn man geimpft ist, die Chance, dass man diesen Zustand erlebt, relativ gering ist. Gegen zwei Uhr in der Nacht schrieb ich eine liebe Bekannte an. Ihr beruflicher Job ist es, sich auch um Corona Patienten zu kümmern. Mein Glück – sie hatte gerade Dienst. Meine Fiebermessung ergab inzwischen 39,2 Grad. Und aus einem unbekannten Grund kam in mir eine große Sorge auf.

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Corona – Falsch Positiv – Falsch Negativ – Das ist hier die Frage

Auf meine Frage, was sie mir für einen Tipp geben kann, wenn man keine Medikamente im Haus hat und das Fieber gestoppt werden muss, empfahl sie mir Wadenwickel und nasse Tücher um den Armen. Ich sammelte dann einige Handtücher ein und tränkte sie mit Wasser. Mein Bett war inzwischen eine halbe Wasserinsel, doch das Fieber kam zum Stillstand. Ich war dann etwas beruhigter. Und doch empfahl sie mir beim Erreichen der 40 Grad Marke den Krankenwagen zu rufen. Ich fragte dann noch, ob ich die 112 anrufen müsste. Selbstverständlich kam ein klares „Ja“ zurück.

Morgens stagnierte das Fieber bei ca. 38,5 Grad. Doch inzwischen wuchsen die Symptome. Kopfschmerzen, Fieber, Schnupfen und Durchfall. Letzteres war mir neu und doch stellte es sich schnell heraus, dass das normale Symptome sind. Bei der Recherche bekam ich dann einen großen Schreck. Ungefähr 5 Tage vorher hatte ich schon einmal einen eher unerklärliches Magenproblem. Damals hatte ich mich nicht getestet, weil ich wegen fehlender anderer Symptome überhaupt keinen Zusammenhang herstellen konnte. Heute weiß ich darüber mehr. Doch auch wenn es bereits ein Anzeichen gegeben hätte, die Tests am Montag- und Dienstagmorgen sprachen einfach gegen eine Infektion.

Falsch negativ?

Gleich um 8 Uhr rief ich bei meiner Hausärztin an. Am Nachmittag erfolgte dann ein PCR-Test. Das Ergebnis sollte es zwei Tage später, also am Freitag geben. Ich habe mich dann weiter selbst getestet. Das Ergebnis war immer wieder – positiv. Bereits am Donnerstag zeichnete es sich ab, dass die Symptome wieder verschwanden. Nur der Druck auf den Augen blieb bis Sonntag. Gegen Freitagmittag kam das Ergebnis des PCR – NEGATIV – stand da. Ich konnte es kaum glauben. Ratlos und überrascht, war meine Reaktion. Hatte ich nicht im Frühjahr bereits ein ähnliches Ergebnis erlebt? Damals war es dann nur eine Erkältung. Ich testete mich immer weiter. Auch am Sonntag war das Ergebnis positiv.

Inzwischen waren schon 5 Tage vergangen. Und nach den geltenden Bestimmungen in NRW konnte ich mich „freitesten“ lassen. Nur ein „Freitesten“ ohne Befund geht eigentlich nicht. Und so ging ich am Sonntag auf Anraten meiner Freunde zum offiziell anerkannten Anti-Gen Test. 15 Minuten später kam das Ergebnis. – NEGATIV. Ungläubig starte ich erneut das Ergebnis an. Meine Bekannte gab mir dann den Tipp, am Montag früh das Gesundheitsamt anzurufen. Ergebnis: Hier in Bonn – gibt es keine telefonische Hotline mehr. Stattdessen bekam ich dann drei E-Mail-Adressen genannt. Fast hoffnungslos schrieb ich diese an.

Wir halten nur mal fest, ich hätte bis dahin einkaufen gehen können (wenn auch mit Maske) und noch einiges mehr erledigen können. Denn ich hatte doch die amtliche Bestätigung in der Hand, dass ich negativ war.

Zu meiner Überraschung bekam ich schnell eine Antwort. Genau genommen waren es zwei.

Guten Tag, Herr Mögelin, so wie sie die Situation schildern, ist relativ wahrscheinlich von einer Covid-Infektion (symptomatisch und mehrere Tage im Selbsttest positiv) auszugehen. Warum das PCR-Ergebnis negativ war, kann ich nicht nachvollziehen (Abstrichtechnik?). Es ist natürlich möglich, dass sie auch in Abhängigkeit von ihrem Impfstatus nur eine geringe Viruslast hatten und der PCR-Test falsch negativ war. Wenn sie jetzt symptomfrei sind, dürfen sie bei negativem gestrigem Bürgertest die Isolation verlassen. Da dem Gesundheitsamt keine Meldung über eine positive PCR/Bürgertest vorliegt, gibt es natürlich leider keine Möglichkeit die Infektion zu belegen i.S. eines „Genesenenstatus“. Wahrscheinlich haben sie sich aber ja von ihrem Hausarzt krankschreiben lassen.

Bundesstadt Bonn vom 22.08.2022 – Mail 1

Sehr geehrter Herr Mögelin, wir empfehlen Ihnen erneut ein offizielles Testzentrum aufzusuchen und sich dort testen zu lassen. Ggf. Ein Testzentrum, in dem Sie noch nicht waren. Sie könnten auch den positiven Selbsttest als „Beweis“ mitnehmen und darum bitten, einen tiefen Nasen-Rachen-Abstrich vornehmen zu lassen. Alternativ können Sie versuchen, gegen Vorlage des positiven Selbsttests einen kostenlosen PCR-Testtermin unter www.pcr-corona.de zu buchen.

Bundesstadt Bonn vom 22.08.2022 – Mail 2

Falsch positiv – Oder was zählt denn jetzt?

Also erst einmal war ich froh, dass ich zunächst sehr qualifizierte Antworten erhielt. Dennoch beschäftigte sich meine persönliche Verantwortung unentwegt mit dem „Testdurcheinander“. Und wer genau gelesen hat, erkennt, es sind zwei völlig entgegengesetzte Ratschläge der Bonner Ansprechpartner.

Um wirklich sicherzugehen, beschloss ich die Maximalforderung aus beiden Mails zu erfüllen. Also musste ein zweiter PCR-Test her. Ich buchte mir einen Test und ging am Mittag zum Testen. Wie empfohlen war dieser in der Tat gegen Vorlage des positiven Selbsttests kostenlos. Gegen Dienstagmittag, also 7 Tage nach den ersten Symptomen und dem ersten positiven Selbsttest kam das Ergebnis. Ich war dann doch etwas geschockt. Positiv leuchtete es mir entgegen. Der CT-Wert bewegte sich knapp unter der 30er-Marke. Das ist der Wert, der zum Freitesten berechtigt und allgemein als nicht mehr ansteckend angesehen wird.

Der Kauf eines Schnelltestes eines anderen Fabrikanten änderte übrigens am Ergebnis der Selbsttests nichts. Auch dieser war positiv. Am Mittwochmorgen, also schon 8 Tage nach den ersten Beschwerden, beschloss ich mich „freitesten“ zu lassen. Es gab schon längst keine Symptome mehr und der CT-Wert war mit Sicherheit über den 30er-Wert gerutscht. So dachte ich. Doch falsch gedacht. Mir wurde eine „Freitestung“ mit Hinweis auf den positiven PCR-Test vor zwei Tagen verweigert.

Zur Erinnerung noch einmal das Zitat aus der ersten Mail des Gesundheitsamtes:

Wenn sie jetzt symptomfrei sind, dürfen sie bei negativem gestrigem Bürgertest die Isolation verlassen.

Ein Anruf bei der Hausärztin ergab dann die verfahrenstechnische Richtigkeit der Aussage. Und somit war mir dann aufgrund nahen Wochenendes erst ein „Freitesten“ am Montag, dem 29.08.2022 möglich. Wir haben dann Tag 13 nach den ersten Beschwerden. Es stellt sich eine entscheidende Frage. Warum werden mir 3 Tage Quarantäne mehr auferlegt, obwohl die gesetzlichen Regeln anders sind? Ich war immer ein Befürworter dieser Regeln. Ich war immer ein klarer Verfechter der Impfungen. Dreimal bin ich geimpft und doch wachsen in mir die ersten Zweifel. Vielleicht ist es auch so, dass man diese erst einmal selbst erleben muss, um zumindest zu überlegen, ob das alles so richtig sein kann.

So manchen, der in der Vergangenheit sachliche Kritik geübt habt und mit dem ich mich gut austauschen konnte, muss ich im Nachhinein in seiner kritischen Blickweise bestätigen. Und so führt das persönliche Erleben dazu, dass ich kritischer geworden bin. Da wird tagelang über steigende Zahlen berichtet, doch erst als die Infektionsstatistiken mehr als zwei Wochen nach unten zeigen, bestätigt dies auch das RKI. Ich denke kaum, dass das Bundesinstitut auch nur annähernd aus den vergangenen Fehlern gelernt hat. Warum gibt es z. B. in Deutschland immer noch eine Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln? Ein Blick auf die Nachbarländer lässt einen zweifeln. Es ist wohl kaum möglich, dass Deutschland einen eigenen Virusstamm hat, der sich anders verhält als in der Schweiz.

Am 24.08. wurden zudem für den Herbst ein neues Corona-Regelwerk verabschiedet. Kernpunkt ist eine Maskenpflicht, insbesondere in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die am Mittwoch vom Bundeskabinett gebilligten Pläne sehen unter anderem eine bundesweite FFP2-Maskenpflicht in Flugzeugen und Fernzügen vor.

Wie bitte? – Als wäre diese Maßnahme jemals abgeschafft gewesen. – Mal von dem Typ der Maske und von privilegierten Personen wie Regierungsreisende abgesehen. Ich spreche mich dafür aus, dass es diese Maßnahmen gibt, wenn es sich herausstellt, dass die Pandemie noch nicht ihr Ende gefunden hat. Doch das kann zum heutigen Zeitpunkt niemand sagen. Und somit kann so ein voreiliger Beschluss nicht richtig sein.

Stattdessen hätte man an solchen Dingen arbeiten können, dass Menschen wie mir nicht die Öffentlichkeit länger verweigert wird, als es wirklich notwendig ist. Inzwischen geht es mir wieder richtig gut. Und Mama ist auch wieder gesund. Das Wichtige zählt im Leben.

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Von fkmoegelin

In den veröffentlichten Artikeln beschreibe ich die Welt aus meiner Sicht. Diese sind durchaus politisch, aber immer fern von Blockdenken und / oder einer bestimmten politischen Richtung. Die Artikel sind Konkret. Aussagen die bloße Behauptungen sind, finden sie bei mir nicht. Damit bewahre ich meine Unabhängigkeit. Der Standpunkt ist mir wichtig. Dies ist mein Konzept – Frei von Vorurteilen und Paradigmen.