Es ist jetzt über ein Jahr her als ich auf meiner Arbeit die Sachen packte um von zu Hause aus zuarbeiten. Erst später kam die Empfehlung der Bundesregierung wenn möglich ein Homeofficeangebot des Arbeitgebers zu nutzen. Zum Beginn der Corona-Pandemie war ich sehr glücklich wie mein Land auf diese unsichtbare Herausforderung reagiert hat. Inzwischen ist dieses Empfinden einer großen Enttäuschung gewichen. Die Gründe hierfür möchte ich in diesen Artikel aufgreifen und hinterfragen.
Erster Corona Fall Deutschland | 27.01.2020 |
1. Lockdown | 22.03. – 04.05.2020 |
2. Lockdown | 02.11 – 16.12.2020 |
3. Lockdown | 16.12.2020 |
Erste Corona Impfung in Deutschland | 26.12.2021 |
Infektionsschutzgesetz | 13.04.2021 |
Weihnachten 2019 – Immer mehr Neuigkeiten kamen aus Wuhan der Stadt, indem der Corona-Virus das erste Mal auftauchte. Damals gab es nur wenige, die diese Meldungen ernst nahmen. Erst als die Bilder von schnell gebauten Krankenhäusern auftauchten, änderte sich die Stimmung. Und dann am 27.01.2020 war SARS-CoV-2 wie ihn die Mediziner bezeichnen auch in Deutschland angekommen. In den privaten Nachrichtensendern tauchten die roten Newsbalken, auf die bis heute nicht enden wollen. Und auch sonst bestimmte seither dieses Thema die Medienwelt.
Auf den Weg ins Homeoffice folgte der 1. LockDown
Am Freitag dem 28.02. wurde ich gefragt, wie es mir ging. Ich antwortete – „nicht gut. Denn ich habe Angst.“ Diese Aussage und das vergesse ich wohl nie, wurde damals belächelt und endete mit dem Kommentar „Es ist doch nur eine einfache Grippe – davor muss niemand Angst haben“. Am 09.03.2020 gab es dann in NRW die ersten Toten mit Corona Bezug. Und endlich – auch die roten Balken durften über diese Neuigkeit berichten. Nachdem sich der Coronavirus auf dem europäischen Kontinent massiv ausgebreitet hatte, zog man schließlich auch in Deutschland die Notbremse.
Am 22. März 2020 trat der erste Corona-Lockdown in Kraft. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in der Welt verzichtete man auf eine Ausgangssperre. Doch entschied man sich für ein allgemeines Kontaktverbot, das für zwei Wochen gelten sollte. Am 15. April 2020 wurde dieser aufgrund des langsamen Rückgangs der Fallzahlen bis Anfang Mai verlängert.
In ihrer damaligen Fernsehansprache erklärte die Kanzlerin Merkel die Situation so:
„Ich wende mich heute auf diesem ungewöhnlichen Weg an Sie, weil ich Ihnen sagen will, was mich als Bundeskanzlerin und alle meine Kollegenin der Bundesregierung in dieser Situation leitet. Das gehört zu einer offenen Demokratie: dass wir die politischen Entscheidungen auch transparent machen und erläutern. Dass wir unser Handeln möglichst gut begründen und kommunizieren, damit es nachvollziehbar wird.“
Quelle: Bundesregierung.de Bundeskanzlerin Angela Merkel
Grundlage der in der Fernsehansprache getroffenen Entscheidungen war eine Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Bundesländer. Damals war mein Eindruck, dass das gesamte Vorgehen ein einheitliches war. Die Straßen waren wie leergefegt und man nahm die entstehenden Probleme als geringeres Übel war. Im Vergleich zu heute, war der Kenntnisstand über die Gefährlichkeit und die Verbreitungsmöglichkeiten der Coronaviren noch sehr von Unkenntnis geprägt. Und so änderte sich das Vorgehen fast täglich.
Denken wir nur an die Aussage des RKI Ende Februar 2020 zum Mund-Nasen-Schutz.
„Hingegen gibt es keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert“,
Quelle: Ärzteblatt.de, RKI-Präsident Lothar Wieler
Heute wissen wir, dass dies einer der vielen falschen Annahmen war. Jeder dieser damaligen Irrtümer war aufgrund der rasanten weltweiten Entwicklung verzeihlich.
Es kam ein Sommer, in dem der Virus fast vergessen wurde. Langsam gab es auch wieder Mehl und Toilettenpapier zu kaufen. Doch damit mehrten sich auch schon die ersten Zweifel. Mehr als 8 Wochen dauerte es nach dem ersten Lockdown, bis sich die Regale wieder füllten. So manch eine großartige Ankündigung der Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft wirkte eher wie eine Durchhalteparole.
Es werde sicherlich bei den „ein oder anderen Waren“ mal Engpässe geben, aber bei den Grundnahrungsmitteln“ sind wir wirklich sehr gut aufgestellt
Quelle: Idowa.de, Agrarministerin Julia Klöckner
Für den der wieder einmal vor dem leeren Regal mit Mehl stand, klangen diese Worte wie bittere Ironie.
Im August des Jahres 2020 drehte der Sommer noch einmal mächtig auf. Und fast geriet der Virus in Vergessenheit. Die Menschen trafen sich wieder öffentlich, die junge Generation feierte, wenn auch manchmal versteckt ihre Partys. Im Hintergrund entbrannte der Kampf um den Impfstoff. Aussagen, dass ein Impfstoff der ganzen Welt zur Verfügung stehen müsse, wurden zu Lippenbekenntnissen.
Und so war es wie immer in der Vergangenheit. Der das meiste Geld hatte und bereit war dafür das größte Risiko einzugehen, sammelte eine Impfstoffzusage nach der anderen ein. Besonders taten sich da Länder wie die USA, Großbritannien, Bahrein und die Arabischen Emirate hervor. Die EU machte das, was sie immer machte. Eine bürokratische Vorgehensweise war ihr wichtiger als ein schnelles Vorgehen in der Pandemie.
Während in Deutschland noch über Zulassungsmodalitäten beraten wurde, starteten die ersten Länder medienwirksam ihre Impfungen. Erst am 26.12.2020 begannen diese dann auch in Deutschland. Ich bin nicht überzeugt, dass die angeführte gründlichere Prüfung der Vakzine, die Ursache für den späteren Einstieg in die Impfungen war. Mag man den derzeitigen Veröffentlichungen glauben, hat die EU inzwischen genug Impfstoff eingekauft. Doch die mangelnde Geschwindigkeit lässt sich nicht mehr von der Hand weisen. Noch vor dem Impfauftakt in Deutschland, kritisierte dies der bayerische Ministerpräsident Markus Söder.
Beim Impfstoff brauchen wir mehr Tempo… Es muss alles darauf ausgerichtet werden, mehr Impfstoff zu bekommen, der dann schneller verteilt wird. Das müsse absolute politische Priorität sein.
Quelle: Tageschau.de, Bayerischer Ministerpräsident Markus Söder
Der 2. LockDown war ein Fehler
Schauen wir auf den Herbst 2020 zurück. Wir waren verwöhnt von den sinkenden Zahlen. Es wurde gereist auf Teufel komm raus, obwohl der deutsche Staat erst ein knappes halbes Jahr vorher 240.000 Deutsche aus dem Ausland zurückholte. 23 Millionen kostete diese Aktion nach allen Verrechnungen am Ende den Deutschen Steuerzahler. Kosten die wir alle tragen müssen. Dazu kamen dann die Überbietungswettbewerbe der Länder oder wie die Kanzlerin es nannte „Lockerungsorgien“.
In guter Erinnerung ist noch das frühzeitige Ausscheiden aus den Corona-Konsens einiger Bundesländer. Das eine Land erlaubte Hotelaufenthalte, das andere nicht. Der NRW-Chef und heutige knallharte Kanzlerkandidat Laschet (CDU) öffnete in einem Handstreich mal eben die IKEA-Filialen und der nächste Verantwortliche schaffte gleich ein ganzes Sammelsurium von eben beschlossenen Maßnahmen ab. Freudig verkündete der Ministerpräsident von Thüringen Bodo Ramelow (Die Linke) am 28. Mai, 21.50 Uhr:
Jetzt vor einer zweiten Welle zu warnen, die dann gar nicht kommt – das fände ich schwierig“
Quelle: Merkur.de, Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen
Doch sie kam die 2. Welle und das Bundesland Thüringen wurde vom Lockerungsweltmeister zum Inzidenzen-König. Bundesweit erreichte man kurz nach Beginn des neuen Jahres die höchsten Zahlen im Vergleich zur Einwohnerzahl. Das Virus verzieh nicht denjenigen der es ignorierte, sondern langte im Gegenteil rücksichtslos zu.
Als die Zahlen im Oktober sehr schnell anstiegen, sah man sich in den Kreisen der Bundesländerrunde im Zusammenspiel mit der Bundesregierung gezwungen zu handeln. Die Kanzlerin Merkel plädierte wie immer für einen harten Kurs. Die Ministerpräsidenten ignorierten in ihrer Mehrheit dieses Anliegen. Angepeilt wurde damals das Ziel mit einem Inzidenzwert von 50. Leidtragende der Maßnahmen waren vor allem die Restaurants. Diese wurden zwar unterstützt, doch bekanntlich verlief die Ausgabe der finanziellen Mittel mehr als schleppend. Dazu kamen dann das Schließen von Sport- und Freizeiteinrichtungen und kleinere Kontaktbeschränkungen. Weitere Maßnahmen erhielten nicht die Zustimmung der Verantwortlichen. Und so bekam der LockDown 2 den Beinahmen „Light“.
Die Zahlen begannen in der Folgezeit langsam zu sinken. Doch die Entwicklung war trügerisch und so führte das schwache Vorgehen zu erneutem Handlungsbedarf. In der Telefonkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 13. Dezember 2020 vereinbarte man weitere Verschärfungen. Folgende Maßnahmen kamen hinzu:
- Der Einzelhandel wurde weitestgehend geschlossen
- Der Regelbetrieb in den Kindertagesstätten wurde eingestellt
- Schulen wurden grundsätzlich geschlossen oder die Präsenzpflicht wird ausgesetzt.
Kleinere Vorkehrungen wie z. B. das Verbot von Feuerwerkskörpern ergänzten die Bestimmungen. Der Lockdown 3 war geboren. Die Zahlen sanken erneut. Doch auf einmal rückte man in der Politik von dem immer wieder gehypten 50er Inzidenzwert ab. Eine tragische Fehleinschätzung der politisch Verantwortlichen. Vergleichbar war dieses Vorgehen mit einem Marathonlauf, bei dem man kurz vor dem Ziel dieses einfach um 20 km nach hinten versetzte.
Nachlassende Motivation der Menschen im Umgang mit dem Virus waren die Folge. Es war für mich der Punkt, an dem ich das Verständnis für die Maßnahmen verlor. Die Vorsicht blieb – doch meine Zustimmung zu den Instrumenten Pandemiebekämpfung flaute merklich ab. Anfang März sank der Wert der Zustimmung der Deutschen zur Corona Politik auf 63 Prozent Im September des Vorjahres waren es noch 10 Prozent mehr.

Dies erkannte auch die Politik und versuchte sich erneut in dem Spiel der Lockerungen. Diesmal entdeckte man eine neue Möglichkeit – Die sogenannten Modellprojekte. Im Grunde genommen nichts anderes als Taschenspielertricks mit dem die Corona Maßnahmen trotz wieder steigender Zahlen regional ausgehebelt wurden.
Kurz vor Ende des 1. Quartals stieg die Zahl der Neuinfektionen erneut. Und so gab es am 22.03.2021 wieder einmal eine Runde der Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung. Es sollte die vorerst letzte gewesen sein. Hauptpunkt der Beschlüsse war eine „sogenannte Osterruhe“. Vom 1. bis zum 5. April 2021 sollte das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben weitgehend heruntergefahren werden. Dazu verbot man für diesen Zeitraum Ansammlungen und verhängte strikte Kontaktbeschränkungen.
Es waren kaum 24 Stunden vergangen da kehrten einige Bundesländer wie zum Beispiel das Saarland den mitgetragenen Beschlüssen, den Rücken und erließen eigenständige Maßnahmen. Wieder einmal gab es einen Flickenteppich von Maßnahmen, die kaum jemand nachvollziehen konnte. Und so kam es zu einem einmaligen Vorgehen in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine deutsche Kanzlerin gestand einen Fehler ein und wandte sich in einer Erklärung an die deutsche Öffentlichkeit. Die Osterruhe wurde gestrichen und mit dieser Entscheidung wurde quasi der 2. Lockdown und deren Nachfolger komplett in Frage gestellt.
Von Eitelkeit bis Korruption
In den letzten Monaten ist vieles weniger gut gelaufen. So leistet sich Deutschland eine Corona-Warn App die den Steuerzahler 68.000.000 € kosten wird. Das wäre zu verschmerzen, wenn der Nutzen der App überwiegen würde. Das ist jedoch nicht der Fall. Zuviel Datenschutz, zu wenig Meldezahlen sind einige der Kritikpunkte. Am 23.02.2021 erfuhr man vom späteren Kanzlerkandidaten der CDU folgendes:
Wir brauchen neue Wege im Umgang mit der Pandemie…Ich habe am Dienstag mit dem Hip-Hop-Musiker Smudo von den Fantastischen Vier telefoniert. Die Band hat zusammen mit anderen Kulturschaffenden und einem Berliner Start-up die Corona-App «Luca» entwickelt.
Quelle: Westphälische Nachrichten, Ministerpräsident NRW Armin Laschet
Wozu sollte es eine andere App geben, wenn wir eigentlich alle schon dafür bezahlt haben? Die Luca App erfasst auch Kontaktdaten und den Aufenthaltsort. Selbstverständlich sind sofort wieder die Experten zur Stelle. Es sind diejenigen die die Corona Warn App durch überzogene Datenschutzforderungen in ein Millionengrab verwandelt haben. Was nutzt das Recht auf informationeller Selbstbestimmung, wenn ich es nur in einer Richtung ausüben darf? Ich möchte darüber entscheiden, ob ich den Aufenthaltsort und personenbezogene Daten teile oder nicht. Nicht irgendwelche Kommissionen, die mir durch ihre Bedenken die Möglichkeit nehmen Leben zu schützen.
Zur Hybris in der vergangenen Corona Phase gehören auch die Bund-Länder-Gespräche. Erinnert man sich an die vergangenen Monate zurück, dann fällt einen dazu vor allem eines ein. Informationen die fast live an die Nachrichtenredaktionen weitergegeben wurden. Wer von den Verantwortlichen verdiente sich damit ein kleines Taschengeld? Wer erkaufte sich damit eine positive Berichterstattung? Unmöglich? Ich denke nicht und die Frage ist mehr als berechtigt. Die Zeit wird es zeigen.
Während im ersten Lockdown die Menschen kein Mehl zu kaufen kamen setzten sich diese an die Nähmaschine und nähten für sich und die engsten Verwandten Behelfsmasken. Alles in der Hoffnung wenigstens einen kleinen Corona Schutz zu haben. In dieser Zeit waren sie schon unterwegs. Die vermeintlichen Krisengewinnler. Diejenigen die sich in dieser Situation eine goldene Nase verdienten.
Und so dauerte es nicht lange, bis manches zwielichtige Geschäft von Unionspolitikern mit Unternehmen aus Aserbaidschan, Vietnam, Taiwan an die Öffentlichkeit kam. Fast 20 Millionen an Provision strichen die bisher bekannten Fälle ein. Bekannt wurden auch legale Geschäfte eines Politikers mit seinem Sohn und Geschäfte des Gesundheitsministers durch seinen Ehemann. Nicht alles was rechtlich „ok“ ist am Ende auch moralisch. Wenn engere Familienmitglieder in einer schwierigen Zeit damit Geld verdienen, weil sie gute Connections zu der Politik haben, habe ich damit mehr als Bauchschmerzen.
Und wo wir gerade beim Gesundheitsminister Jens Spahn sind.
Wir wissen vor allem, wo es die Hauptansteckungspunkte gibt. Nämlich beim Feiern, beim Gesellig sein, zu Hause privat oder eben in der Veranstaltung, auf der Party im Club.
Quelle: Der Tagesspiegel, Gesundheitsminister Jens Spahn am 20.10.2020
Noch am gleichen Abend als er diese Worte sprach, nahm der Gesundheitsminister an einem Abendessen mit mehr als 10 Geschäftsleuten teil. Ein Tag später wurde Spahn positiv auf Corona getestet.
Erst kommt das Fressen, dann die Moral
Berthold Brecht Dreigroschenoper
Solidarität ist keine Einbahnstraße – Sorry Jugend
Das wir nicht die Besten im Impfen gegen das Coronavirus sind, ist ja hinlänglich bekannt und bereits beschrieben. Corona ist für uns alle ein Kampf gegen die Natur und für viele ein Kampf um das Überleben. Als am 08.12.2020 die ständige Impfkommission die Priorisierungsgruppen bekanntgab, war es mir schnell klar, dass diese Einteilung niemals durchgehalten werden konnte. 30 Jahre DDR-Erfahrung hat einen gelehrt, dass wenn etwas knapp ist, jeder versuchen wird an dieses Gut zu kommen. Menschlich ist das immer wieder nachvollziehbar und verständlich ist es am Ende auch. Es geht um die eigene Gesundheit um das Wohlbefinden des Ehepartners um die Kinder.
Der Impfprozess kam in Deutschland sehr schleppend im Gang. Ungeplante Rückschläge wie die zeitweilige Aussetzung von Impfstoffen und am Ende die Beschränkung auf bestimmte Altersgruppen taten ihr Übriges. Doch bereits während des Übergangs in die 3. Stufe der Priorisierungsgruppen, begann man sich zu fragen, wie es denn zu mancher Impfung kommt. Langsam setzte eine Art Gruppendynamik ein.
Besonders anstrengend fand ich das Nachfragen von mir nicht näherstehenden Personen, ob ich denn schon geimpft sei. Die Agilität des Impfprozesses hatte und hat unterschiedliche Facetten. Einmal das Glück, dass diese eines förderte – die Impfbereitschaft. Und ein anders Mal das Wissen, dass es für alle ein Impfangebot geben wird. Negativ war eben das Gefühl, dass sich Menschen immer mehr an den Prioritätsgruppen vorbei schummelten.
Richtig verärgert war ich jedoch über einen anderen Fakt. Blicken wir dafür noch einmal auf den Beginn der Pandemie. Die jungen Menschen unserer Gesellschaft wurden ständig aufgefordert Rücksicht auf die ältere Generation und Vorerkrankte zu nehmen. Politik wie Medien waren sich in dieser gesamten Kommunikation einig.
Jüngere Menschen gefährdet das Coronavirus weniger als ältere. Um die Alten zu schützen, sollten die Jungen jetzt das zeigen, was sie von den Alten in Bezug aufs Klima fordern: Verzicht.
Quelle: Spiegel Kolumne von Samira El Ouassil
Die große Mehrheit kam diesen verständlichen Anforderungen nach. Sie verzichteten auf Inzwischen fast 2 Jahre ihres Kindseins oder Jugendlebens. Als dann ein großer Teil der Älteren Menschen und Vorerkrankten geimpft waren, da war von der eingeforderten Solidarität nicht mehr die Rede.
Innerhalb weniger Tage wurde die COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung beschlossen.
Bundesregierung | 04.05.2021 |
Bundestag | 06.05.2021 |
Bundesrat | 07.05.2021 |
Bundesanzeiger | 08.05.2021 |
In Kraft treten | 09.05.2021 |
Sinngemäß geht es in dieser Verordnung um die Rückgabe der Grundrechte für Menschen die geimpft oder genesen sind. Ich frage mich, warum dies so schnell beschlossen wurde. Warum dauerte in der Corona Krise vieles sehr lange und warum geht es bei der Rückgabe der Grundrechte sehr schnell?
Verlierer ist in diesen Fall wieder die Jugend. Denn diese werden bekanntlich die letzten sein, die eine Impfung bekommen können, wenn sie es denn möchten. Solidarität wie es zum Beginn der Pandemie eingefordert wurde, ist als solches nicht mehr zu vernehmen. Leider Pech gehabt. Bis ihr wieder Partys feiern könnt ist noch ein bisschen Geduld gefragt. Stattdessen reist so manch älterer und Impfdrängler schon wieder durch die Welt.
Es ist ein langer Artikel geworden. Nicht alle Themen sind erwähnt. Er enthält vieles was mich in dieser Zeit bewegt hat. Am Anfang war ich starker Verfechter der deutschen Corona-Politik. Nach 8 Wochen verließ ich das Homeoffice da die soziale Distanz unerträglich wurde. Dennoch schaute ich selbstbewusst auf mein Land, weil wir vieles anders und manches besser machten als unsere Nachbarn.
Im Rückblick bleibt jedoch eines übrig. Es ist nicht der Zusammenhalt der Gesellschaft gewachsen, wie er von manchen zum Beginn der Pandemie gefeiert wurde. Es ist die Erkenntnis, dass sich in der Krise der Mensch zunächst um sich selbst kümmert – um seine Gesundheit, seine Bedürfnisse, Unser Land, das sich stehts als Meister in der Organisation verstand, glänzt am Ende nur mit Mittelmaß. Man hätte es durchaus besser machen können.