Die Sache mit der KI und der Post

Vor nicht allzu langer Zeit gab es bei der Deutschen Post den Portokalkulator. Dieser ist sehr hilfreich gewesen. Besonders dann, wenn erstellte Briefe keine Standardformate aufweisen. Einfach Breite, Länge, Höhe und Gewicht ausgemessen und schon zeigte das kleine Hilfsmittel die richtigen Werte an. Jetzt hat der Service nicht nur einen neuen Namen bekommen, sondern erschien gleich mal in einer Version, die in der IT-Sprache wohl Künstliche Intelligenz genannt wird. Selbstverständlich war man bei der Post in der Namensgebung kreativ. Portoberater nennt sich das Angebot der Deutschen Post AG jetzt.  Für die Namensfindung scheint man wohl immer noch eine eigene Abteilung aus alten Zeiten zu haben.

In schlechter Erinnerung ist immer noch die Umbenennung der leicht zu merkenden „Efiliale“ zum „Shop der Deutschen Post“. Doch zurück zur neuen Version. Sage und schreibe 6 Klicks sind erforderlich um zu  erfahren, dass ein Standardbrief 0,80 Euro kostet. Im 7 Schritt können sie dann „gleich“ eine Marke online kaufen. Nur zu dumm, wenn der Brief Sondermaße hat, denn im Portoberater kann man jetzt nur noch die Standardformate anklicken. Das Eingeben von Sondermaße ist nicht mehr möglich. Diese Umsetzung ist wohl gutgemeint, aber schlecht gemacht. Sind doch die Portowerte für die Standardformate, den meisten bekannt.

Nun gut, könnte man meinen. Allerdings nicht ganz. Eines Tages bekam ich in meinem Job einen Brief, der bereits von einem Kollegen frankiert wurde. Dieser kam einige Tage später von der Post zurück, weil noch 2,10 € zu frankieren waren. Ich nahm den Wert der schon frankiert wahr,  zuzüglich des Wertes der noch fehlte. Die Summe war jedoch in dem neuen Portoberater der Deutschen Post AG nicht zu finden. Ich klickte und klickte, rechnete und rechnete und es ergab alles keinen Sinn.

Der alte Portoberater - Simple und Einfach
Der alte Portoberater – Simple und Einfach
Beispielabfrage des neuen Portokalkulators
Beispielabfrage des neuen Portoberaters in 3 von 6 Schritten

Etwas irritiert wählte ich die Nummer des Kundendienstes der Deutschen Post. Es dauerte so 10 Minuten bis ich als Kunde an der Reihe war – Hotline eben – Ich erklärte der guten Frau, mein Problem. – Wir rechneten, maßen und diskutierten. Schließlich bestätigte sie dann meine Vermutung, dass bei der Post etwas schiefgelaufen ist. Sie sagte mir „Das ist ja heute alles automatisch. Da hat bestimmt die Maschine die Marken nicht erkannt.“ – Sie nahm dann die Adresse auf um meinem Unternehmen eine Gutschrift über die verklebten 2,10 zu senden. Das ganze dauerte seine Zeit.

Da ich wegen eines Einschreibens sowieso zur Post musste, nahm ich den neu frankierten Brief vorsichtshalber (der alte war leider irreparabel beschädigt) mit zur Post. Ich übergab den Brief den netten Herrn am Schalter, mit der Bitte den Wert zu checken. Er so „alles ok“. Ich dann, sie glauben nicht, was ich wegen dieses Briefes schon alles durchgemacht habe. Unsicher maß er die Maße des Briefes nach. Worauf Minuten später ein ……. „Oh sie haben recht“ erklang. Ergänzend fügte er hinzu – „Das ist ein Maxi-Brief-Plus“ der Kostet 4,90 €“. Ich sagte zu ihm – egal was es jetzt kostet,  kleben sie bitte das zusätzlich Porto auf dem Brief. Denn dieser ist wichtig.

Und so fand die Geschichte ein entspanntes Ende. Doch ein wenig nachdenklich wurde ich schon. Hatte ich zur Post 10 Minuten gebraucht. Anschließend stand ich noch einmal 20 Minuten an. Der Check dauerte dann noch einmal 5 Minuten. Und jetzt rechnen wir mal.

1. Check (Neuer Portokalkulator und Recherchen)15 Minuten
2. Anruf bei der Post: 20 Minuten
3. Fahrt zur Post 10 Minuten
4. Anstehen bei der Post: 20 Minuten
5. Recherche in der Filiale: 5 Minuten
Somit sind wir bei 70 Minuten für eine Frankierung.

Mal davon abgesehen, das die Fahrt zur Post, das Anstehen und die Recherche bei der Post außerhalb meiner Arbeitszeit erfolgte, gibt es für mich nur eine Schlussfolgerung. Nicht alles, was als KI angepriesen wird, ist auch richtig und nützlich. Ich liebe das Neue und halte sehr ungern an alten Dingen fest. In dem Fall hätte ich mit dem alten Portokalkulator den richtigen Wert nach 2 Minuten gehabt. Leider hat man als Endanwender 0 Chance einen großen Dampfer wie die Post zur Umkehr zu bewegen. Und das ist schade.

Doch vielleicht  geschieht ja bei der Post noch ein Wunder. Und wenn sie das Alte als neue Errungenschaft verkaufen, soll mir das auch recht sein.

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Von fkmoegelin

In den veröffentlichten Artikeln beschreibe ich die Welt aus meiner Sicht. Diese sind durchaus politisch, aber immer fern von Blockdenken und / oder einer bestimmten politischen Richtung. Die Artikel sind Konkret. Aussagen die bloße Behauptungen sind, finden sie bei mir nicht. Damit bewahre ich meine Unabhängigkeit. Der Standpunkt ist mir wichtig. Dies ist mein Konzept – Frei von Vorurteilen und Paradigmen.