Deutsche Bank in Frankfurt/Main

Eine der Forderungen in der späten DDR Geschichte lautete „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr!“ Diese Postulate hatten in der damaligen Zeit ein kurzes Verfallsdatum. Kaum war die Mauer geöffnet und das Begrüßungsgeld von 100,00 € ausgegeben, war das Land wo Milch und Honig fließen, weiter entfernt als je zuvor.

Also einigte sich die Bundesrepublik Deutschland, aufgrund des forcierten wirtschaftlichen Niedergangs der DDR und dem politischen Druck der ostdeutschen Bevölkerung, am 02.05.1990 auf die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion mit der DDR zum 01.07.1990.

5 Mark der DDR
5 Mark der DDR

Neben dem wundersamen Wandel der sich in der Nacht zum 1. Juli 1990 in den ehemaligen „Einkaufstempeln“ der HO und des Konsums vollzog, hatte jeder Bürger der DDR, von nun an die Möglichkeit sein Geld in die Währung der Bundesrepublik Deutschland zum Kurs von 1:1 einzutauschen, wenn dieses den festgelegten Alters- und Höchstgrenzen entsprach.

Ein Geldinstitut das von Anfang an von dieser Entwicklung profitierte, war die Deutsche Bank. In nur wenigen Wochen entstanden in der DDR Dependancen mit über 8000 Mitarbeitern. In seinem Buch „Der deutsche Goldrausch – Die wahre Geschichte der Treuhand”, beschreibt der Autor wie der damalige Deal eingefädelt wurde. Anteile an der ehemaligen Staatsbank, samt einem umfangreichen Filialnetz erhielt man quasi für umsonst. Möglich wurde dies durch die Übernahme von Altkrediten die den Kaufpreis nicht zugerechnet wurden. Die Tilgung der Kredite und Zinsen, die die bankrotten DDR Unternehmen nicht mehr bezahlen konnten, wurden dann entweder von der Treuhand, den Ausgleichsfond Währungsunion oder durch den späteren Erblasttilgungsfond bezahlt.

Bis Ende 1991 stieg der Anteil der ostdeutschen Privatkunden bei der Deutschen Bank auf 1,2 Millionen. Auch der Autor dieses Beitrages wechselte damals zum Unternehmen. Am 1. September 1999 wurde der Privatkunden- und Filialbereich der Deutschen Bank AG in die Deutschen Bank 24 eingegliedert. Nur der besser verdienende Kunde durfte bleiben. Damals reichte das Gefühl, allein schon bei der Verwaltung des bescheidenen Vermögens in der zweiten Klasse zu sitzen, um einem anderen Finanzinstitut das Vertrauen zu schenken.

Die Deutsche Bank wurde am 10. März 1870 in Berlin von gegründet. Die Initiatoren waren der Privatbankier Adelbert Delbrück und Ludwig Bamberger. Im Gründungsstatut der Deutschen Bank hieß es wegweisend:

„Der Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, insbesondere Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen europäischen Ländern und überseeischen Märkten.“

Die Deutsche Bank war somit seit Ihrer Entstehung, schon immer international ausgerichtet. Das ist per se noch nicht zu kritisieren. Doch es kommt auf die Art an, mit der man etwas tut. Und diese hat bei dem Finanzinstitut in den letzten Jahren einen massiven Wandel erfahren. Privatkunden sind out. Der Mensch kostet. Egal ob es der oder die Bankkaufmann/-frau am Schalter ist oder der nervende Kunde der altmodisch seine Überweisung tätigen möchte.

Es zählt für die Bank von heute, die Organisation von Fusionen und Übernahmen, die Unternehmens- und Projektfinanzierung und die Vermögensverwaltung wohlhabender Kunden. Und man gehörte nicht in die Riege der globalen Finanzdienstleister, wenn man die Emission und Platzierungen von Wertpapieren an den weltweiten Börsen vernachlässigen würde. All das macht eine Investmentbank aus. All das ist die Deutsche Bank.

Investment-Banking – Die große Sünde

12,00 € ist heute eine Deutsche Bank Aktie wert. Am 14.05.2007 glänzte das Wertpapier mit 102,66 €. Da bedarf es, um frei nach André Kostolany zu schlussfolgern, schon den Schlaftablettenbestand einer größeren deutschen Apotheke und eine gehörige Portion Optimismus oben drauf, um anzunehmen, dass sich das jemals wieder ändert.

Deutsche Bank in Frankfurt/Main
Deutsche Bank in Frankfurt/Main

Im letzten Jahr konnte die Deutsche Bank einen Rekord verzeichnen. Einen Verlust von 6,77 Milliarden Euro gab es in der Unternehmensgeschichte noch nie. Die Gründe lagen in den hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten, den Abschreibungen für die Postbank und in den Einbruch der Erträge für das Investment-Banking.

Bereits 1989 vollzog man mit dem Kauf der britischen Investmentbank Morgan Grenfell eine Kehrtwende im Finanzgeschäft der Bank. Der später von der RAF ermordete Vorstandssprecher der Deutschen Bank Alfred Herrhausen, fädelte den damaligen Deal ein. Nach dem Tod Herrhausens übernahm Hilmar Kopper die Verantwortung im Unternehmen. Eine seiner „Hauptverdienste“ waren das Abwerben von international erfahrenden Bankern und – wir erinnern uns an 1994 – 500 Millionen unbezahlte Handwerkerrechnungen, waren für den Chef der Deutschen Bank – Peanuts.

Einer der Herren, die im Zuge der Personaleinkäufe des Herrn Kopper ins Boot der Deutsche Bank geholt wurden, war Anshu Jain. Ein ausgesprochener Kenner der Materie im Bereich Investment-Banking. Der gebürtige Inder wechselte 1995 von der Investmentbank Merrill Lynch zur Deutschen Bank. Seit 2010 war er gemeinsam mit Jürgen Fitschen Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank und zugleich alleiniger Verantwortlicher im Bereich Investmentgeschäfte. Viele Mitarbeiter und Börsenexperten verbinden den Niedergang der Deutschen Bank, mit der Tätigkeit von Anshu Jain. Durch seine Arbeit, gelang es ihm frühzeitig gleichermaßen Macht und Vertrauen  im Unternehmen aufzubauen. Euphorisch schrieb am 02.04.2004 die FAZ:

„Ohne Jains 2850 Investmenterbanker, die er an 39 Standorten rund um den Globus beschäftigt, wäre die Bank international ein Niemand.“

Das Ziel verfehlt

11 Jahre danach ist diese Strategie gescheitert. Zwar überstand man die Finanzkrise von 2007/2008 mit vergleichsweise wenig Blessuren,  in den Folgejahren verlor man jedoch immer mehr die Bodenhaftung. Erst Ende April 2015 versuchte man die Notbremse zu ziehen. Man beschloss kurzerhand die für 8 Milliarden Euro erworbene Postbank zu verkaufen und das Investmentbanking zu reduzieren. Doch das Programm war halbherzig.

Die Postbank möchte bis heute keiner haben und die Rückabwicklung der Investmentgeschäfte war wenig zielstrebig. Das Konzept und die in der Vergangenheit risikoreiche Fokussierung auf das Investmentbanking, hielten viele Aktionäre der Bank für falsch. Am 21.05.2015 stimmten nur 61 % Prozent der Inhaber von Wertpapieren, für die Entlastung der beiden Vorstandsvorsitzenden. Infolge dieses Votums beschloss am 07.06.2016 der Aufsichtsrat der Deutschen Bank, den Rücktritt der Co-Chefs Fitschen und Jain. Damit fand eine (Kapital) vernichtende Ära sein Ende.

„Die Deutsche Bank scheint der wichtigste Netto-Risikoträger für systemische Risiken im globalen Bankensystem zu sein“, so beschreibt es der Internationale Währungsfond im IMF Country Report No. 16/191 vom Juni 2016.

Banken sind ein wichtiger Teil unseres und des weltweiten Wirtschaftskreislaufes. Sie sind nicht wegzudenken aus unserem Alltag. Benötigt aber die Finanztätigkeit einer Bank riskante Hypothekengeschäfte? 14 Milliarden Strafe drohte die US-Justiz zunächst als Strafe zu verhängen. Diese Sanktion brächte die Deutsche Bank wohl vollends an den Rand der finanziellen Möglichkeiten. Das Fortbestehen der Deutschen Bank würde in Frage gestellt.

Ein anderer Grund für das Scheitern der Bank ist in deren soziales Verhalten zu finden. Für die verantwortlichen Banker des Unternehmens, scheint das Tricksen und Manipulieren nichts Ungewöhnliches zu sein. War es früher der Deal um die DDR-Finanzinstitutionen, so sind es in der jüngsten Vergangenheit der Libor– und Euriborskandal, der verbrecherische Handel mit CO2-Zertifikaten oder der Geldwäscheskandal in Russland im Verbund mit Sanktionsverstößen.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt am 29.10.2015 sagte der neue Co-Chef der Deutschen Bank John Cryan: „Wir gehen nicht davon aus, dass 2016 und 2017 starke Jahre sein werden“

Bisher hat er damit wohl recht. Man möchte ihn jedoch antworten:

„Wir können hoffentlich davon ausgehen, dass 2016 und 2017 nicht die letzten Jahre der Deutschen Bank sein werden“!

 

Die Welt ist schön, wenn Du sie änderst!

Print Friendly, PDF & Email

Von fkmoegelin

In den veröffentlichten Artikeln beschreibe ich die Welt aus meiner Sicht. Diese sind durchaus politisch, aber immer fern von Blockdenken und / oder einer bestimmten politischen Richtung. Die Artikel sind Konkret. Aussagen die bloße Behauptungen sind, finden sie bei mir nicht. Damit bewahre ich meine Unabhängigkeit. Der Standpunkt ist mir wichtig. Dies ist mein Konzept – Frei von Vorurteilen und Paradigmen.