Als hätte man die Uhr danach gestellt. Pünktlich zur anstehenden Wahl des neuen und alten FIFA-Präsidenten, kamen diese Woche Korruptionsvorwürfe gegen Funktionäre dieses Verbandes auf. Nun sollte man meinen, diese News ist im eigentlichen Sinne keine. Denn News haben wohl immer etwas mit Neuigkeiten zu tun doch Korruptionsvorwürfe gibt es schon, seit es dem im Jahre 1904 gegründeten Verein gibt. Der Status als im Schweizer Handelsregister eingetragenen Verein, garantiert dem Weltunternehmen steuerfreie Gewinne im Alpenland. Und wenn die weltweit verbindende Wirkung des Sports, in Form von Weltmeisterschaften in andere Länder exportiert wird, verlangt die FIFA totale Steuerfreiheit. Die Umsatzsteuer ist für die Organisation ein Fremdwort. Im letzten Finanzbericht der FIFA wird dieser Fakt wie folgt beschrieben:
„Ein Nachweis des effektiven Steuersatzes, bezogen auf das konsolidierte Jahresergebnis, würde keine Aussagekraft haben. Ein solcher Nachweis wurde deshalb auch nicht durchgeführt. Es wurden keine Steuern in der Gesamtergebnisrechnung verbucht“
Ein Effekt dieses Vorgehens, sind steigende Gewinne und die Vermehrung der Geldreserven der FIFA.
Dennoch haben sich die Gewinne gegenüber der letzten Abrechnungsperiode nahezu halbiert. Gründe sind Mehrausgaben für die Weltmeisterschaft und für sogenannte „Entwicklungsprojekte“. Letzteres lässt einigen Interpretationsspielraum zu. Meint man damit die defizitären WM-Stadien in Südafrika oder die Sklavenarbeiter die für die Fußballtempel in Katar schuften?
Am 2. Dezember 2010 beschloss das FIFA Exekutivkomitee, die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2018 nach Russland und 2022 nach Katar.
Das größte Erstaunen löste die Vergabe an den Wüstenstaat aus. Wie kann ein Land das noch nie an einer WM teilgenommen hat, diese ausrichten? Alles kein Problem sagten die Scheiche des Landes. Während vor den Kulissen in Form von imposanten Bewerbungsunterlagen, eine heile Fußballwelt versprochen wurde, ging es hinter diesen schon ganz anders zu. Die frühere Pressesprecherin des Bewerberkomitees, sprach in der ARD-Sendung, der „Verkaufte Fußball“ über die Einfachheit des Stimmenkaufs.Reichten eine Million Dollar nicht aus, bot man einfach 1,5 Millionen an und alles war klar.
Die FIFA ist eine Organisation die nur eine Sprache versteht – die Macht des Geldes. Sie besitzt im weltweiten Fußballgeschäft ein Monopol auf Marketing- und Lizenzierungsrechte. Es ist eine unkontrollierbare Organisation, die sich gern als Heilsbringer des Fußballes versteht. Dabei versteht man sich exzellent in Täuschungen und Vertuschungen. Die seit 2006 existierende Ethikkommission, sprach in einem am 13.11.2014 veröffentlichten Bericht, die kommenden WM-Gastgeber Russland und Katar vom Vorwurf der Korruption frei.
Den Vorsitz dieser Kommission hatte übrigens ein deutscher Jurist namens Hans-Joachim Eckert inne. Schon 2011 gab es einen Deutschen in dieser Kommission. Entgegen der Bettvorlegermentalität der UEFA und auch des neugewählten deutschen Exekutivmitglieds Niersbach, war er schon damals konsequent. Noch zu Beginn des Jahres 2011, trat dieser vom Posten in der Ethikkommission zurück. In seiner Erklärung kritisierte er schon damals, die Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland und Katar.
Am Mittwoch folgte dann die Verhaftung von 7 Funktionären der FIFA in der Schweiz und den USA. Bezugnehmend auf die zur Last gelegten Korruptionsvorwürfe, erklärte die US-Justizministerin Loretta Lynch:
„Sie haben das weltweite Fußballgeschäft korrumpiert, um sich selbst zu bereichern. Sie haben es immer und immer wieder gemacht. Jahr um Jahr, Turnier um Turnier.“
Ein Erdbeben für die Organisation, dachten viele Kenner der Szene. Auch mancher Politiker/-in sprang auf die Steilvorlage der amerikanischen Justiz an. So forderte David Cameron auf einer Pressekonferenz mit Angela Merkel „Blatter muss weg!“ Deutschlands Justizminister verlangte die Neuvergabe der Endrunden 2015 und 2022, und der Vizepräsident des Europaparlaments Lambsdorff sowie die Grünen Chefin Peter wollten gleich einen neuen Weltverband.
Aber auch die Medien ließen sich nicht lumpen. So gab es zum Thema, natürlich einen Brennpunkt in der ARD. Von der Bildzeitung bis zur FAZ alle kannten sie nur eine Lösung. Der altgediente Herr solle endlich abtreten. Soviel opportunes Verhalten ist kaum zu ertragen! Wer bitte schön, hofiert denn den Fußball immer wieder aufs Neue? Da werden Millioneneinkäufe von Fußballspielern gefeiert und anschließend zu Halbgöttern erhoben. Wer widmet seinen Sportsendungen sowie den Sportseiten im Internet und den Printmedien den größten Raum? Wer hat für andere Sportarten nur wenige Sendeminuten und halbherzige Beiträge übrig?
Ja, ihr seid ein Teil dieses Rädchens, genauso wie die Millionen Fans des runden Balles die ihr Geld für Tickets, Merchandising, Gebühren oder Pay-TV ausgeben. Nicht zu vergessen die unzählige Anzahl an Sponsoren, die sich rege am Geschäft beteiligen oder wie es der Präsident der FIFA gerne sagt, ein Teil der „Familie“ sind.
Egal zu welchem Thema man in Richtung FIFA recherchiert, es folgen immer und immer wieder Vorwürfe und gerichtsfeste Beweise der Korruption. Mit jeder Wahl verspricht der Präsident die Bekämpfung von Korruption und Selbstreinigung durch die FIFA und deren Institutionen. Geändert hat sich in seiner sechzehnjährigen Amtszeit bisher nur wenig. Doch davon möchte er nichts wissen. Stattdessen verweist er darauf, dass er nicht alles und jeden kontrollieren könne.
Wer einen tieferen Einblick in die Geschäfte der FIFA haben und deren Skandale haben möchte, den empfehle ich das Buch „Fifa-Mafia: Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball“ von Thomas Kistner. Dieses Buch beschreibt die Netzwerke der Verschwiegenheit und wie der Sport als solches seine Unschuld verloren hat.
Wenn alles so unveränderlich ist, kann ein Wechsel zum Besseren aussehen? Ich habe darauf keine Antwort. Kinder deren Spielzeughaus schief steht, zerstören es einfach und fangen noch einmal von vorn an. Fahrzeuge deren Lebenszeit abgelaufen ist, werden verschrottet und Firmen deren Monopol die Wirtschaft bedroht, werden zerschlagen. Eine FIFA deren Anstand aus schönen Worten aber deren Handeln aus Großmannssucht und Egoismus besteht, kann man nur mit einheitlichen Handeln ändern. Doch dieser gemeinsame Wille ist nicht erkennbar. Selbst Europa ist sich nicht einig. Eine UEFA mit der führenden Figur Platini, deren Sohn im Übrigen in Katar tätig ist, kommt mit großen Tönen daher, die sich hinterher als heiße Luft erweisen. So drohte man vor der Wahl Blatters, mal mit einem WM-Boykott ein anderes Mal mit einem Rückzug aus der FIFA. Unrealistischer geht es kaum.
Es sind die Menschen die erkennen müssen, dass Fußball auch ohne großes Geld auskommt – ohne Lügen, Machtgier und Korruption. Es ist ein weiter Weg, den ich noch nicht einmal anfangsweise als beschritten ansehe. Alle 4 Jahre ein Thema aus der Schublade zu holen, reicht eben nicht! In meinem am 01.01.2015 geschriebenen Artikel „2015 – Es wird ein tolles Jahr„, hatte ich diese Erfahrung mit einkalkuliert, als ich schrieb:
„Sepp Blatter wird trotz aller Putschgerüchte zum 5. Mal als Präsident der FIFA gewählt!“
Die Welt ist schön, wenn Du sie änderst!