In den letzten Tagen ist viel passiert. So zog am Pfingstmontag über Nordrhein-Westfalen ein Unwetter, das sich im Tagesverlauf bildete und sich dann am späten Abend über das Bundesland ausbreitete. Windböen in Orkanstärke begleitet von heftigen Gewittern hinterließen eine traurige Bilanz. Viele Gebäude, Fahrbahnen und Fahrzeuge wurden beschädigt. 6 Menschen verloren ihr Leben. Versicherer beziffern den Schaden auf eine 3-stellige Millionenhöhe.
Inzwischen hat sich der ehemalige Wettermoderator Jörg Kachelmann, in einen offenen Brief an den Intendanten des WDR gewandt. In diesem Brief vertritt er unter anderem die Meinung, das die öffentlich-rechtlichen Sender im Bundesland NRW nicht alles getan haben um Leib und Leben der Bürger dieses Bundeslandes zu schützen.
Ein bisschen erinnert mich die Situation an 2002. Damals hatte der Deutsche Wetterdienst den herannahenden Orkan „Anna“ nicht angekündigt. Nach harscher Kritik durch die Kachelmann-Firma „Meteomedia AG“ übernahm selbige die Wettersendungen in der ARD.
Aber zurück zum vergangenen Unwetter. Instabile Wetterlagen im Sommer machen es den Meteorologen immer wieder schwer eindeutige Voraussagen zu treffen. Das war vor 40 Jahren schon so, als ich mich selbst intensiv mit der Meteorologie beschäftigte. Heutzutage hat sich daran nur wenig geändert. Gewitter und plötzlich auftretende Wetterereignisse sind immer noch schwer vorhersagbar.
Diesmal war es jedoch ein wenig anders. Fast allen Wetterdiensten war es klar, das sich am Abend in NRW Gewitter mit Unwettercharakter ausbilden würden. So schrieb bereits Jörg Kachelmann um 11:43 über Twitter:
Das Problem das Herr Kachelmann nun anspricht, besteht diesmal nicht in der Zuverlässigkeit der Vorhersage, sondern in dem Umgang der öffentlich-rechlichen Medien mit diesen. Beim WDR beruft man sich darauf, dass man bereits seit 6 Uhr Unwettermeldungen gesendet hat. Dies entspricht in der Tat der Realität. Die eigentliche Problematik, ist jedoch die Tatsache, dass man heutzutage in den öffentlich-rechlichen Medien (von den privaten spreche ich erst gar nicht) vor allen warnt, was der staatliche Wetterdienst DWD an Meldungen bereit hält.
Regen wird zu Starkregen, Glatteis zu Blitzeis, die kleinste Schneeflocke wird zur apokalyptischen Katastrophe erklärt und bei Sonnenschein wird vor sportlichen Belastungen gewarnt als würde man sein Leben riskieren. Kurzum es wird in den Wetterberichten ständig vor irgendetwas gewarnt und bewusst übertrieben. Viele dieser Meldungen stehen in keinem Verhältnis zu dem was tatsächlich geschieht. Die Folge ist:
Kein Mensch hört da noch zu.
Daraus folgt, wenn man den oben beschriebenen Zustand nicht ändern will, kann oder muß, bleibt einen nur übrig bei tatsächlichen Gefahren eindeutiger und mit einer klaren Sprache zu warnen. Dies hat der Westdeutsche Rundfunk eindeutig versäumt! Und das hat Herr Kachelmann (von seinen privaten Kämpfen mit den Medien mal abgesehen), richtig herausgearbeitet.
Als ich das erste Mal von einem herannahenden Unwetter hörte, war dies die Meldung, dass in Köln eine Veranstaltung vorzeitig abgesagt wurde. Da feierte man in den Nachrichten des WDR das Handeln des Veranstalters. Dieser hat in der Tat richtig und besonnen gehandelt. Er war sich der Verantwortung der 50.000 Menschen bewusst.
Der Westdeutsche Rundfunk ließ diese Weitsicht vermissen und überließ 17,84 Millionen Einwohner bis auf die angesprochenen Standardmeldungen sich selbst.
Die Welt ist schön, wenn Du sie änderst!