Diese Woche wurde die Inflationsrate für den Monat Februar bekanntgegeben. Demnach stiegen die Ausgaben für Waren und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent. Einfluss auf dieses Ergebnis, nahmen vor allem die sinkenden Aufwendungen für Energie. Dies ließ mich aufhorchen, da ich sofort überlegte, wo sich die gesunkenen Aufwendungen für mich bemerkbar machten.
In den Mietnebenkosten, den Lebensmitteln für den täglichen Einkauf? Letzteres schied dann schon wieder aus, da sich die Lebensmittel um rund 3,5 Prozent verteuerten. Folglich mussten also andere von der Senkung der Energiekosten profitieren. Nun gut – man(n) muss auch gönnen können. Unter anderem bezahlten Autofahrer und die Besitzer einer Ölheizung weniger.
Bezugnehmend auf 01.2013, konnten im Januar 2014 laut einer Meldung des IWR, Stromhändler und Großabnehmer den Grundlaststrom an der EEX um sage und schreibe 17 Prozent weniger einkaufen. Beim Spitzenlaststrom waren es 15 Prozent. Wenn man davon ausgeht, das eine 5-köpfige Familie im günstigsten Fall, eine jährliche Stromrechnung von 1300,00 € hat, so kämen bei 15 % Ersparnis 195 € Euro im Jahr zusammen. Bedauerlicherweise ist dem nicht so, da die 5-köpfige Familie von den Preisen der Leipziger Strombörse EEX überhaupt nichts hat. Denn diese gelten eben nur für Großkunden und Zocker auf dem Internationalen Strommarkt.
Eine absurde Situation die da entstanden ist. Die großen Stromproduzenten verwenden letztendlich Ressourcen die allen gehören. Warum sind dann manche Stromabnehmer gleicher als gleich und beanspruchen für sich andere Regeln? Ein Grundübel ist das deutsche EEG, das sich von den Anfängen im Jahr 1991 (Stromeinsparungsgesetz) bis zu seinen geplanten Änderungen im Koalitionsvertrag 2013 zu einen Geldverteilungsmonster entwickelt hat.
Zunächst ging es nur darum, die erneuerbaren Energien bei der Einspeisung in die Netze nicht zu benachteiligen (1991). Später war es dann insbesondere die Förderung von Photovoltaikanlagen (EEG2000). Mit der Einführung des Gesetzes im Jahr 2000, wurde von der damaligen Schröder Regierung, die EEG-Umlage eingeführt. Diese besagt bis heute, das der Betreiber von erneuerbaren Energieanlagen, seinen Strom an den deutschen Staat, für den Zeitraum von 20 Jahren zu einem garantierten Preis verkaufen kann. Dabei ist es egal ob dieser aus Sonne, Wasser, Geothermie oder Wind produziert wird.
Aufgrund des starken Wachstums der erneuerbaren Energien, wurden im Jahr 2012 die Einspeisetarife für zukünftige Anlagen im EEG gesenkt. Dieser richtige Schritt wurde nach langer Diskussion, so drastisch ausgeführt, dass ein Solarunternehmen nach den anderen in die Insolvenz getrieben wurde, da die Förderung unattraktiv wurde. Der Anteil von erneuerbaren Energien erreichte im gleichen Jahr 22,9 Prozent. Dieser im Grunde nach erfreuliche Fakt, wurde jedoch für den „Letztverbraucher“ – so die offizielle Bezeichnung im EEG, teuer erkauft. Zu finden ist der entscheidende Passus im § 37 Absatz 2.
„Die Übertragungsnetzbetreiber können von Elektrizitätsversorgungsunternehmen, die Strom an Letztverbraucherinnen und Letztverbraucher liefern, anteilig zu dem jeweils von den Elektrizitätsversorgungsunternehmen an ihre Letztverbraucherinnen und Letztverbraucher gelieferten Strom die Kosten für die erforderlichen Ausgaben nach Abzug der erzielten Einnahmen und nach Maßgabe der Ausgleichsmechanismusverordnung verlangen (EEG-Umlage)“
Konterkariert wird der ganze Prozess, durch die Tatsache, dass energieintensive Betriebe, diese Umlage nicht zu bezahlen brauchen, wenn ihre „internationale und intermodale Wettbewerbsfähigkeit“ erhalten werden muss. Zurzeit sind dies über 2000 Betriebe die diesen Bonus genießen dürfen. Allerdings fragt und wundert man sich, welche Unternehmen im internationalen Wettbewerbsfähigkeit so gefährdet sind. Mögen Sie Ihren Kaffee mit Milch? Dann aber bitte mit Bärenmarke. Denn diese wird ebenfalls, dank Befreiung von der EEG-Umlage, seit kurzem mit billigen Strom produziert.
Die Gesetzte des Marktes, sind in Bezug auf den zu zahlenden Strompreis, aus meiner Sicht in Deutschland ausgehebelt worden. Das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage funktioniert nicht mehr. Durch die immer größere vorhandene Strommenge sinkt der eigentliche Strompreis – doch der Endverbraucher hat davon nichts, weil die Maßnahmen die zur Überproduktion geführt haben, von diesen teuer bezahlt werden müssen. Seine Strompreisformel ist dementsprechend:
Produkt Strom + Unverhältnismäßige Umverteilung = Endkundenpreis
Am 11. März 2011 kam es zum Atomunglück in Fukushima. Die damalige Bundesregierung war bis zu diesem Zeitpunkt der Meinung, dass es ohne den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken nicht geht. Unter den Eindruck der Ereignisse in Japan, wurde am 06.06.2011 der endgültige Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie beschlossen. Allerdings stand man vor einer fast unlösbaren Aufgabe.
Die wirtschaftlichste erneuerbare Energieart, die Windenergie in Form von Offshore-Windparks, ist naturgemäß im Norden Deutschlands zu finden. Die größten Energieverbraucher existieren aber im Süden unseres Landes. Und hier tut sich ein neues Problem auf – der Stromtransport. Der Ausbau von Stromtrassen hat viele Gegner. Dazu zählt seit kurzem auch die bayerische CSU, obwohl man im Oktober letzten Jahres, im eigenen Wirtschaftsministerium noch dafür war. Vielerorts gründen sich nach ersten Veröffentlichungen über den Verlauf der etwa 800 km langen Megetrasse, Bürgerinitiativen die sich gegen den Neubau stellen.
Das System der EEG Umlage führt durch seine Dynamik zwangsläufig dazu, dass es Menschen geben wird, die Ihren Strompreis nicht bezahlen können. Eigentlich wollte die an der Regierung beteiligte SPD daran etwas ändern. Doch alles was dem Minister Gabriel einfiel, war die Drosselung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und die Bevorzugung von Kohlekraftwerken. Diese haben eigentlich genauso ausgedient wie ihre Kollegen von der Uran-Fraktion. Aber man hat eben eine starke NRW-Ministerpräsidentin, die die Kohlefahne aufrecht hält.
In der EU läuft derzeit ein Beihilfeverfahren gegen die Deutsche EEG-Umlage und eine Expertenkommission der Bundesregierung forderte gar in dieser Woche dessen komplette Abschaffung.
Was ist eigentlich aus den Atomkraftgegnern geworden? Man hatte ja eine Weile den Eindruck, dass sie wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarrt waren, als sich Deutschland entschied, nicht mehr auf Kernenergie zu setzen. Wo sind deren Vorschläge für eine wirkliche Reform? Oder entwirft man stattdessen im stillen Kämmerlein Aufkleber gegen Stromtrassen?
Ich vermisse Deutschlands Engagement zum Thema zukünftige Stromversorgung. Ich vermisse Vorschläge für einen sozialen Strompreis. Ich vermisse Vorschläge für Menschen, für die Strom zum Luxusgut wird! Ich vermisse die Mitnahme unserer Gesellschaft in eine Energiezukunft. Hat man denn aus Großbauvorhaben wie Stuttgart 21 und den Berliner Flughafen nichts gelernt? Man muss Menschen mitnehmen und nicht halbherzige Änderungen anstreben. Die helfen keinen. Wenn wir daran nichts ändern, steht Deutschlands Energiewende vor dem Aus.
Die Welt ist schön, wenn Du sie änderst!